Zahnbehandlung

Für alle, die Pferdemedizin für eine „Modeerscheinung“ halten:
die Geschichte der Zahnbehandlung beim Pferd ist doch deutlich älter als man denkt.
Bereits 1930, als Pferde noch unerlässliche Arbeitstiere waren, entwickelte Dr. Becker aus Sarstedt spezielle Methoden und Werkzeuge zur Zahnbehandlung beim Pferd. Er erkannte, dass Pferde nach der Behandlung eine deutlich bessere Futterverwertung hatten und damit 10-20% weniger Kraftfutter benötigten als vorher. Besonders zu damaliger Zeit war diese Erkenntnis von großer Bedeutung, da die Getreideressourcen begrenzt, aber der Energieverbrauch der Tiere durch die harte Arbeit hoch war. Die Behandlungsmethoden wurden fortlaufend weiterentwickelt – bis hin zu maschinell betriebenen Schleifmöglichkeiten, die den heutigen Geräten sehr ähnlich waren. Mit dem Ende des Krieges und der fortschreitenden Industrialisierung, kam es in Deutschland zu einer deutlichen Reduktion des Perdebestandes. Sie wurden durch Traktoren, Autos und LKW’s ersetzt und das Wissen um die Pferdezahnmedizin geriet in Vergessenhei, da es nicht mehr benötigt wurde.
Erst in den letzten Jahren ist die Notwendigkeit regelmäßiger Zahnkontrollen wieder im Bewusstsein der meisten Pferdebesitzer angekommen. Dadurch ist die Bedeutung der Zahnbehandlung beim Pferd wieder ind en Fokus der Tierärzte gelangt, so dass altes WIssen wieder neu entwickelt und erforscht wurde.

Bis heute haben sich folgende Behandlungen durchgesetzt:

– Routine-Zahnbehandlung
– Zahnbehandlung von geriatrischen Patienten
– Zahnsanierung bei pathologischen Problemen
– Abnahme von Milchkappen und Zahnextraktion
– Parodontalbehandlung
– EOTRH-Management


Warum überhaupt?

Die Erhaltung der Zahngesundheit beim Pferd durch regelmäßige Kontrollen und Behandlungen ist genauso wichtig wie der regelmäßi-ge Besuch des Hufschmiedes.

Über diesen Eingangssatz muss man vielleicht erstmal nachdenken, aber für das Pferd als Fluchttier sind die zwei wichtigsten Din-ge im Leben bzw. für das Überleben das Laufen mit gesunden Beinen und Hufen sowie das Fressen mit gesunden Zähnen.
Bei unseren heutigen Haltungsformen ist es dem Pferd jedoch meist nicht möglich die nachwachsenden Hufe optimal abzunutzen, so dass sie regelmäßig vom Hufschmied bearbeitet werden müssen. Ähnliches gilt für Pferdezähne. Die bleibenden Zähne wach-sen etwa bis zum 6. Lebensjahr und erreichen dabei eine Länge von ca. 7 – 10 cm. Anschließend schieben sich die Zähne pro Jahr
um 1 – 3 mm aus dem Zahnfach heraus und sollten sich im Idealfall bei entsprechender Kautätigkeit auch um diese Länge gleichmä-ßig abnutzen. Den „Idealfall“ können wir unseren Pferden allerdings mit den heutigen Haltungsformen und Futtermitteln kaum bieten.
Das Pferdegebiss ist darauf ausgelegt hartes, trockenes Steppengras abzubeißen und zu zermahlen. Die Fütterung mit Heu, Müsli und anderen Zusatzfuttermitteln ist im Vergleich zum Futter der Wildpferde nicht nur wesentlich weicher von der Struktur son-dern reduziert auch die Kautätigkeit des Pferdes aufgrund des hohen Energiegehaltes.
Infolge dessen kommt es zu einer nicht ausreichenden bzw. ungleichmäßigen Abnutzung der Zähne. Das wiederum wirkt sich auf das Kiefergelenk aus und sorgt darüber für Verspannungen und Muskelproblemen im ganzen Körper, v.a. aber im Hals- und Rückenbereich. Rittigkeitsprobleme….

Wie oft ist Kontrolle sinnvoll?

Üblicherweise sollten bei jedem Pferd einmal im Jahr die Zähne auf Haken, scharfe Kanten und sonstige Veränderungen kontrol-liert werden. Bei Pferden im Zahnwechsel sowie bei älteren Pferden sollten die Zähne mindestens alle 6 Monate in Augenschein genommen werden. Hier besteht leider noch immer der Irrglaube, dass junge Pferde keine Kontrollen und Behandlungen benöti-gen. Im Zeitraum des Zahnwechsels werden bereits die Grundsteine für spätere Wellen- und Treppengebisse gelegt. Zwischen 2 1/2 und 5 Jahren wechseln nicht nur alle Schneidezähne, sondern es werden auch insgesamt 12 Prämolare getauscht. Kommt es hier zu Verzögerungen durch einzelne zu spät ausgefallene oder verklemmte Milchkappen, entstehen nicht nur die knöchernen Auf-treibungen im Unter- und Oberkiefer (Bumps oder Knäste), sondern auch Höhenunterschiede bei den bleibenden Backenzähnen, die dann auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Reibung gehen.

Folgen von Zahnproblemen

Zahnprobleme können sich sehr vielfältig und teilweise auch unspezifisch äußern. Hinzu kommt, dass sich Symptome oft erst dann zeigen wenn ein Problem schon länger besteht, weshalb eine regelmäßige Zahnkontrolle auch bei äußerlich gesund erscheinenden Pferden von großer Wichtigkeit ist.

Sollten Sie bei Ihrem Pferd jedoch folgende Symptome feststellen, ist eine Kontrolle der Zähne dringend anzuraten:

– Abmagerung
– Kaustörungen aller Art (z.B. Wickel kauen bei der Heufütterung, starkes Speicheln beim Kauen, mühsames Kauen und schlechtes abbeißen von hartem Brot, Leckerlies oder Möhren)
– auffälliger Geruch aus dem Maul, starke Zahnsteinbildung oder einseitiger, häufig stark stinkender Nasenausfluss
– Asymmetrien oder Erhabenheiten am Schädel oder Unterkiefer widerholte Koliken
– Kotwasser, Durchfall oder grob faserige Äppel
– Rittigkeitsprobleme sowie Widersetzlichkeit beim Auftrensen, Satteln oder Reiten
– Headshaking

Zahnextraktion

folgt…

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